Zwischen Warthe und Oder
Izabella und Jacek Engel wohnen in der Nähe von Słońsk (Sonnenburg) direkt am Nationalpark Warthemündung (Ujście Warty). Er wurde 2001 gegründet und ist somit der jüngste Nationalpark Polens. Die beiden Forstwissenschaftler kamen 1982 von Warschau an die Warthe, die bei Kostrzyn (Küstrin), etwa 100 Kilometer östlich von Berlin, in Form eines Binnendeltas in die Oder fließt. Seitdem steht die Natur des Mündungsgebietes im Mittelpunkt ihres Lebens – beruflich, privat und ehrenamtlich.
Geschichte einer untergegangenen Stadt
Von der Küstriner Altstadt ist nichts übriggeblieben. Fast nichts. Die barocke Altstadt mit Marktplatz, Kirchen, Renaissanceschloss, engen Gassen mit Wohnhäusern liegt oder lag innerhalb einer Festung auf einer Landzunge zwischen der Mündung der Warthe in die Oder. Die Reichsstraße 1 führte durch diese Stadt. Heute kann man durch die Altstadt über alte Kopfsteinpflaster spazieren. An manchen Stellen sind die Bordsteine zum Fußgängerweg und die Gullydeckel noch erhalten. Auch einige Treppenstufen zu den Hauseingängen und Fundamente der Gebäude sind zu erkennen. Von Schloss und Kirche ist jeweils nur ein kleiner Steinhaufen übrig. Im Kampf um Küstrin gegen Ende des zweiten Weltkrieges wurde die Stadt zu 90 Prozent zerstört. Tausende Menschen sind gestorben.
Zwischen Bienen und den Weltmeeren
Vor dem hübschen Haus in dem kleinen Dorf Gozdowcie im Odertal stehen auf einem kleinen Tisch Gläser mit verschiedenen Honigsorten – aus verschiedenen Blüten, cremig, flüssig, aber auch in verschiedenen Farben. Es handelt sich um Honig, der mit Johannisbeeren oder Himbeeren angereichert ist. Bienen und Honig haben in der Familie Atroszko eine lange Tradition. Heute führen Jacek und seine Frau Marta den Betrieb in der dritten Generation weiter.
Waschen ohne Grenzen
Bettwäsche, Handtücher, Bademäntel, Tischwäsche und Dienstkleidung pendeln stündlich von Berlin in den kleinen Ort Nowe Czarnowo südlich von Gryfino und zurück. Die Wäsche wird zwischen der Großwäscherei Fliegel und den Vier- und Fünfsternehotels in Berlin hin- und hertransportiert. Die Wäscherei entstand direkt neben dem Kraftwerk Dolna Odra. Durch das Kühlen der Turbinen entsteht Dampf und dieser Abfallprodukt wird als Energiequelle für die Wäscherei wiederverwendet.
Eventmanager mit Wildkräuterküche
Heute sitzen Jolanta Grenke und Edward Orlowski zufrieden vor einer riesigen Bücherwand auf dem Sofa in ihrem Gutshaus in Ramin während nebenan 18 Kinder und Jugendliche aus Polen, Deutschland und der Ukraine Stop-Motion-Filme erarbeiten. Die 9- bis 15-Jährigen nehmen an einem Feriencamp zum Thema ‚Ich zeige Dir mein Zuhause‘ teil. „Wir sind nur Gastgeber und sorgen für den Rahmen“, erklärt Grenke „Man könnte auch sagen, wir sind Eventmanager in unserem eigenen Haus. Der Weg dahin war lang und nicht immer einfach.“
Jugend-Klimastreik in Stettin
Młodzieżowy Strajk Klimatyczny, auf Deutsch „Jugend-Klimastreik“ ist die polnische Fridays for Future Bewegung. Die Stettiner Gruppe bildete sich Anfang 2019 kurz vor dem ersten globalen Klimastreik im März 2019. Jetzt bereiten sie den nächsten globalen Klimastreik im September und Veranstaltungen zur Parlamentswahl in Polen im Oktober vor. Piotrek (19), Laura (17), Hanna (17) und Martin (21) geben einen Einblick in ihr Engagement und ihre Ziele.
Menschen mit Grenzidentität
Dana Jesswein will sich nicht entscheiden müssen, ob sie Deutsch oder Polnisch ist. „Stettin ist meine Heimatstadt, jetzt wohne ich in Mecklenburg-Vorpommern und arbeite in Brandenburg.“ Die 42-jährige Kulturmanagerin will nicht in Nationalstaaten denken. Sie spricht von Grenzidentität. „Die Grenzregion mit dem gemeinsamen Kulturraum zwischen Stettin und Berlin ist mein zu Hause. Und ich interessiere mich für die Welt, Kultur und das, was Menschen bewegt.“
Wisente und Alleen in Pommern
Umweltschutzverbände haben es derzeit nicht leicht in Polen. Jakub Skorupski ist seit 2019 Vorsitzender der Umweltschutzorganisation „Verband der Grünen – GAJA“ mit Sitz in Stettin. Der Verein wird in diesem Jahr 30 Jahre alt. Waren es zu Spitzenzeiten 15 Mitarbeitende, so sind heute noch vier in dem mittlerweile viel zu großem Büro in einem Stettiner Hinterhof. Unterstützung vom polnischen Staat gibt es so gut wie gar nicht mehr. „Aber wir schaffen es, zu überleben“, versucht Jakub Optimismus zu verbreiten.
Grenze am Ostseestrand
923 Grenzsäulen markieren zwischen dem Dreiländereck bei Zittau und dem Ostseestrand von Usedom den Verlauf der Deutsch-Polnischen Grenze. Sie ist rund 460 km lang und verläuft überwiegend entlang der Flüsse Oder und Lausitzer Neiße. Die Grenze berührt die Länder Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sowie die Woiwodschaften Niederschlesien (Dolny Śląsk), Lebus (Lubuskie) und Westpommern (Zachodniopomorskie). In der nächsten Woche geht es mit dem Fahrrad von Stettin wieder Richtung Süden nach Zittau, diesmal weitgehend auf polnischer Seite. In ein paar Tagen gibt es auf diesem Blog neue Geschichten von der Deutsch-Polnischen Grenze.
Mit dem Kutter zwischen Polen und Deutschland
Mehrmals täglich pendelt Kutter Lütt Matten grenzenlos von Deutschland nach Polen und zurück. Der fast 70 Jahre alte Krabbenkutter fährt als Fährschiff zwischen Altwarp in Deutschland und Nowe Warpno in Polen hin und her. Die Strecke beträgt etwa 1500 Meter und dauert gut zehn Minuten. Eine Touristenattraktion im Süden des Stettiner Haffs, wo es sonst außer Wasser, Wald und Natur nicht viel mehr gibt.