„Die Bewegung hat viel erreicht. Wir sind sehr bekannt in Polen und Stettin“, so Piotrek und Laura ergänzt: „Wir sind auch in den Nachrichten und werden bei kontroversen Diskussionen nach unserer Meinung gefragt.“ „Zu den ersten Streiks kamen fast 1000 Menschen“, erklärt Laura. „Diese Zahlen schaffen wir heute nicht mehr. Bei den letzten Streiks kamen etwa 50.“ Deshalb plant die polnische Jugendbewegung neben Streiks jetzt auch andere Aktionen. „Wir besuchen zum Beispiel Podiumsdiskussionen mit Politikern“, so Piotrek. „Politiker behaupten oft, dass sie sich für das Klima engagieren würden. Aber wenn man dann konkret nachfragt, merkt man, dass zu wenig passiert und die Pläne nicht zu den Ergebnissen der Wissenschaft passen.“
„Um auf Diskussionen vorbereitet zu sein, analysieren wir die Wahlprogramme im Hinblick auf das Klima sehr genau. Die Ergebnisse stellen wir in unterschiedlichen Veranstaltungsformaten vor, damit wir möglichst viele junge Leute erreichen“, so Piotrek. „Auch Workshops in Schulen haben wir organisiert, da das Thema Klimawandel normalerweise kaum im Unterricht behandelt wird. Manche Kinder hörten von uns zum ersten Mal von Klimawandel“, so die Erfahrung der jungen Klimaschützer.
Die Bewegung Jugend-Klimastreik ist klein, deshalb freuen sie sich auf Unterstützung von anderen Organisationen. Martin (21) engagiert sich in einer NGO, die sich für mehr aktive Beteiligung der Stadtbevölkerung beim Gestalten der Räume in Stettin einsetzt. „Am liebsten mache ich das mit Kunst im öffentlichen Raum und besonders mit Wandmosaiken.“ Er erklärt, dass diese in Stettin eine lange Tradition hätten. Künstler begannen nach dem Krieg, in der zerstörten Stadt Wandmosaike zu gestalten. Material dafür gab es genug. Auch während der sowjetischen Zeit sind viele Mosaike an Gebäuden entstanden. „Wir beleben diese Tradition neu, und versuchen jedes Jahr ein neues Mosaik zu schaffen.“ Und in diesem Jahr gibt es eine gemeinsame Aktion mit ‚Jugend-Klimastreik‘. „Das soll eine große öffentliche Aktion werden, an der jeder mitmachen kann“, wirbt Laura. „Und über die Arbeit an dem Mosaik wollen wir mit Menschen ins Gespräch kommen und unsere Anliegen erklären.“
Mit dem neuen Mosaik möchte die Klimabewegung unterstreichen, dass Polen mehr Nationalparks zum Schutz des Klimas braucht. Und besonders im Fokus steht die Forderung der jungen Klimaaktivist*innen, das Untere Odertal, das sich von Cedynia bis Stettin beidseits der Oder erstreckt, auch auf polnischer Seite als Nationalpark unter Schutz zu stellen. „Es gibt auf deutscher und auf polnischer Seite mehrere Gruppen, die sich für einen ‚Internationalpark Unteres Odertal‘ einsetzen. Und mit unserer Aktion wollen wir sie unterstützen“, sagt Laura. Im Moment sei man im Gespräch mit der Stadtverwaltung, um einen passenden Ort und ein passendes Gebäude zu finden und dann die Genehmigung dafür zu bekommen. Das Konzept für das Mosaik entwickeln Künstler. Das Material für das Mosaik besteht aus Resten von Baustellen. Die Vertreter*innen der Bewegung „Jugend-Klimastreik“ sind sich einig, dass sie sich auch in Zukunft auf friedliche Protestformen beschränken wollen. „Wir wollen unbequem sein, aber wir wollen auch im Gespräch mit Politikern bleiben oder Workshops in Schulen halten können.“, erklärt Laura die Strategie. „Młodzieżowy Strajk Klimatyczny hat in den letzten Jahren viel erreicht. 2019 war der Klimawandel kaum ein Thema in der Bevölkerung und heute ist der menschgemachte Klimawandel im Bewusstsein der Menschen angekommen“, bringt es Martin auf der Punkt.