Mark verbrachte als Austauschschüler ein Jahr im Großraum Hamburg. Weil es billig war, reiste er in dieser Zeit nach Osteuropa. Und damit hatte er sein Lebensthema gefunden. Es ist die Geschichte und Kultur Osteuropas, der postsozialistischen Staaten, die ihn fasziniert. Als Jugendlicher las er National Geographic und erfuhr vom Waldsterben und sauren Regen sowie von den massiven Umweltschäden im „Schwarzen Dreieck“ zwischen Wrocław (Breslau), Ústí nad Labem (Aussig) und Eisenhüttenstadt. Dass er sich einmal wissenschaftlich damit beschäftigen wird, wie sich eine Region, die kurz vor dem ökologischen Untergang stand, zu einem touristisch interessanten Gebiet entwickeln könnte, ahnte er damals nicht. Mark studierte in Amerika sowie in mehreren Ländern des ehemaligen Ostblocks und lernte deren Sprachen. „Das reizvolle ist die Transformation dieser Länder mit ihrer vielfältigen Geschichte und Kultur. Man kann immer weiter forschen und noch tiefer in die Materie einsteigen.“ Mark hat an der Viadrina nicht nur wissenschaftlich sein Lebensthema gefunden, sondern auch seine Wahlheimat – ein kleiner Ort zwischen Eisenhüttenstadt und Frankfurt (Oder) – eben in the middle of nowhere. „Mehr als die Hälfte meines Lebens habe ich mittlerweile in Europa verbracht und schon mehr als zehn Jahre an der Oder“, so der 44-Jährige.
„Ich mag diese Dynamik in dieser Region. Man reist in alle Richtungen, man fährt in alle Richtungen zum Arbeiten und ich genieße die grenzenlosen Freizeitmöglichkeiten.“ Auch sein Alltag ist von dieser grenzenlosen Region an der Oder geprägt. „Morgens beim Familienfrühstück sprechen wir drei Sprachen: Englisch, Polnisch und Deutsch.“ Er ergänzt: „Ich bin mit einer Polin verheiratet und habe Kinder.“
Mark ist leidenschaftlicher Mountainbiker und Outdoorsportler. Rund um Eisenhüttenstadt nutzt er einen ehemaligen Skihang mit Lift für seinen Sport. „Solche ehemaligen Skilifte sind im ostdeutschen Flachland keine Seltenheit.“ Aber warum baute man diese, wo es doch gar keinen Schnee gibt? Das ist eine der vielen Fragen, die ihn als Wissenschaftler interessieren. „Im Kapitalismus hätte man solche Anlagen nicht gebaut, da man erst nach der Rendite fragt.“ Aber die Schwerindustrie als wichtigster Wirtschaftszweig im Sozialismus brauchte Arbeitskräfte. Um diese anzulocken, dachte man weniger über Geld nach, sondern baute in den Fünfziger- und Sechzigerjahren Sportarenen, Theater oder Freizeiteinrichtungen.“ Diese Region litt dann unter massiven Umweltzerstörungen. Der Klimawandel wurde deutlich und es gab immer weniger Schnee. Nach den großen Strukturveränderungen 1989 verlor das Gebiet zunächst an Bedeutung, Menschen wanderten ab und entwickelten andere Freizeitinteressen. „Aber diese Einrichtungen gibt es nach wie vor. Und was wir heute teilweise als touristische Attraktionen nutzen, hatte seinen Anfang im Sozialismus. „Viele Mountainbike-Parks im ehemaligen Schwarzen Dreieck sind Nachnutzungen der sozialistischen Freizeitinfrastruktur“, erklärt Mark. Weitere Überbleibsel des Sozialismus, die heute touristisch genutzt werden, sind für ihn auch die vielen Seen, die in ehemaligen Tagebaulöchern entstanden oder noch entstehen. Das Gebiet lockt Wander*innen und Radfahrer*innen mit der abwechslungsreichen Natur. Mark kann seine Leidenschaft als Outdoorsportler und sein wissenschaftliches Interesse verbinden. Im Moment untersucht und dokumentiert er die Transformation der postindustriellen Landschaft zwischen Riesengebirge und Lausitz, die von wirtschaftlichem, ökologischem und sozialem Niedergang geprägt ist, zu einer naturfreundlichen Tourismusregion. Oder: The Transformation of the Black Triangle from Wasteland to Tourist Mecca.