Radeln auf historischer Bahntrasse

Wo bis 1945 eine Kleinbahn Güter wie Kartoffeln, Getreide, Rüben, Obst, Gemüse oder Holz Richtung Stettin transportierte, sollen bald Fahrradfahrer auf der historischen Bahntrasse grenzenlos unterwegs sein können. Bürgermeister und Regionalmanager Mirko Ehmke hat sich für diesen grenzüberschreitenden Fahrradweg auf der ehemaligen Bahntrasse zwischen Casekow in der Uckermark bis an die Stadtgrenze von Stettin stark gemacht. In einem neugebauten Backsteinhäuschen, das Radfahrern als Rastplatz dienen soll, breitet er die Pläne aus und erklärt: . „Damit wird unsere Region an das gut ausgebaute Fahrradnetz rund um Stettin angeschlossen.“

Der ersten 30 Kilometer zwischen Casekow in Brandenburg und Ladenthin in Mecklenburg-Vorpommern des insgesamt 42 Kilometer langen Radweges sind größtenteils fertig. „Es fehlt nur noch die Ausschilderung, aber er kann schon benutzt werden“, so Ehmke. Die zwölf Kilometer auf polnischer Seite müssen noch gebaut werden. „Das wird auf jeden Fall passieren, denn die Gelder stehen ja zweckgebunden bereit.“ Im Moment endet der Radweg direkt an der polnischen Grenze im Gestrüpp.

2017 kam die Idee, diesen Radweg auf der alten Bahntrasse Casekow-Penkun-Oder (CPO) einzurichten. 2018 trafen sich erstmals die Bürgermeister der Gemeinden, durch die der Radweg gehen soll – vier deutsche Bürgermeister sowie die Bürgermeisterin Małgorzata Schwarz der polnischen Gemeinde Kołbaskowo. Es soll nicht nur ein Radweg sein, sondern auch eine Plattform für Aktivitäten wie kulturelle oder sportliche Veranstaltungen über die Grenze hinweg. Über das europäische Förderprogramm Interreg gab es die entsprechenden Zuschüsse, so dass gebaut werden konnte. Ehmke zeigt anhand von Plänen, dass der neue Fahrradweg bis an den Stadtrand von Stettin nicht überall die alte Bahntrasse nutzt. „Teilweise haben wir auch vorhandene Radwege oder ruhige landwirtschaftliche Wege integriert, um die Kosten zu reduzieren und dem Naturschutz zu genügen.“

„Mit diesem Projekt haben wir sowohl die Menschen, die hier leben, als auch Touristen im Blick. Wir wollen den Einheimischen ein vernünftiges Angebot vor Ort machen und wir wünschen uns, dass Stettiner mit dem Rad hierkommen und vielleicht auch mal für einen Kurzurlaub in unserer Region bleiben“, erklärt Ehmke das Ziel. Am Anfang seien die Einheimischen sehr skeptisch gewesen, ob dieser Fahrradweg denn nötig sei. Mittlerweile komme immer öfters die Rückmeldung, dass dieser Weg auch von den Menschen aus den Dörfern intensiv genutzt wird – entweder für eine Fahrradtour oder für einen abendlichen Spaziergang.

„Das Fahrradfahren nimmt auch in unserer ländlichen Region zu und die Fahrradwege werden angenommen“, schildert Ehmke seine Beobachtung. „Durch die E-Bikes wird das noch mehr werden.“ Allerdings müsse man mehr bieten als einen Radweg. In der Bauphase entstanden in einigen Dörfern überdachte Rastplätze und Spielplätze. „Wir brauchen aber auch an manchen Stellen noch Toiletten, Wasser und vielleicht sogar Stromanschluss“, denkt Ehmke daran, den CPO-Radweg noch attraktiver zu machen. „Dieser 42 Kilometer lange Radweg verbindet Natur und Kultur. Er führt durch idyllische Dörfer mit ehemaligen Herrenhäusern und historischen Kirchen“, wirbt Ehmke für den neuen Radweg. Er verbindet aber auch Stettin mit dem Oder-Neiße-Radweg und mit Berlin.“

„Damit unsere Dörfer eine Zukunft haben, müssen wir in die Infrastruktur investieren“, so der Kommunalpolitiker. „Wir leben im Speckgürtel von Stettin“, so Ehmke. „Der Bevölkerungsrückgang ist zwar gestoppt, aber wir freuen uns immer noch über Zuzug.“ Mittlerweile leben in den kleinen Dörfern auch viele polnische oder deutsch/polnische Familien. „Deshalb ist es notwendig, dass nicht nur Straßen und Züge die beiden Nachbarländer verbinden, sondern genauso die Radwege.“

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