Die Jugendlichen zwischen 13 und 19 Jahren sind Teilnehmende eines Filmworkshops im Begegnungszentrum Großhennersdorf im Dreiländereck. Angeboten und organisiert wird der Workshop von Lanterna Futuri, ein Projekt des Vereins Hillersche Villa. Ziel ist es, Menschen im Dreiländereck Deutschland, Polen und Tschechien einander näher zu bringen.
Der 19-jährige Tyron aus Deutschland schwärmt: „Dieser Ort hat meine Persönlichkeit geprägt. Es ist fast ein utopischer Ort, denn hier wird jeder gesehen, gehört und ernst genommen.“ Seit vier Jahren kommt Tyron regelmäßig in den renovierten Dreiseithof. Fotografie, Grafikdesign, Aktionskunst, Musik und Theater – alles hat er schon in trinationalen Workshop ausprobiert. Hier hat er seinen Horizont erweitert und Freundschaften über Grenzen hinweg geschlossen.
Joanna (17) und Franek (16) kommen beide aus dem polnischen Bogatynia. Erfahrungen im Bereich Film hatten sie vorher beide nicht. „Ich nutze hier die Gelegenheit, etwas Neues zu lernen“, so Joanna. „Aber das Wichtige ist, dass wir uns zwischen den drei Ländern verbinden.“ Joanna hat während des Workshops die Rolle der Regisseurin übertragen bekommen. „Es war viel Arbeit, manchmal auch stressig, aber wir hatten unglaublich viel Spaß miteinander.“ Franek durfte als Kameramann arbeiten. Er schwärmt von der hervorragenden Betreuung durch einen professionellen Kameramann. „Ich habe so viel gelernt.“
Eliška (14) und Hoang Anh (17) leben in Tschechien in Varnsdorf und Rumburk. Auch sie kennen das Begegnungszentrum Großhennersdorf und Lanterna futuri schon von anderen Angeboten. „Es ist eine Art Therapie hier“, versucht Eliška das Besondere dieses Ortes zu beschreiben. „In der Schule unterstützt keiner deine Talente, aber hier kannst Du Dich ausprobieren und deine Talente entdecken“, ergänzt Hoang Anh, die als Schauspielerin eine der Hauptrollen im Film hatte. „Eigentlich dachte ich, ich könnte nicht vor einer Kamera stehen, aber jetzt weiß ich, ich kann es.“
Frank Rischer ist Gründer und Projektleiter von Lanterna Futuri. Damit ermöglichte er seit 2004 tausenden von Schülern und Schülerinnen über Schulkooperationen, Workshops und Veranstaltungen Begegnungen mit Gleichaltrigen über die Grenzen hinweg. Entstanden sind dadurch viele Songs, Kurzfilme, Ausstellungen, Theaterproduktionen, Kunsthappenings, Zeitschriften, Hörfeatures und vieles mehr, die in der gesamten Grenzregion Beachtung fanden und ein großes Publikum erreichten. „Entscheidend bei allen Projekten ist, dass die jungen Menschen selbst künstlerisch aktiv werden und ihre Ideen umsetzen“, erklärt Rischer das pädagogische Konzept. „Und das interkulturelle Lernen über die Begegnung der Menschen steht immer im Vordergrund.“
Das gleiche gilt auch für den diesjährigen Filmworkshop. Vorgegeben war das Rahmenthema „Together – Miteinander Leben.“ Den Rest hat die Gruppe entschieden. Herausgekommen ist der etwa 20-minütige Streifen „Always Connected“ mit einer teils rührenden, teils witzigen Story rund um den verwitweten Hans und die betrügerische Dr. Piotra.
Mit der Verständigung unter den Jugendlichen scheint es gut zu klappen. Meist wird Englisch gesprochen. Die Jugendlichen aus Polen und Tschechien verstehen sich meist auch in ihrer Muttersprache. Für alle Fälle gibt es auch Sprachmittler, die in schwierigen Situationen weiterhelfen können. In Polen und Tschechien ist es üblich, dass Jugendliche Deutsch in der Schule lernen. Tyron bedauert, dass er in der Schule weder polnisch noch tschechisch gelernt hat. Aber das polnische „Smacznego“ zu Beginn einer Mahlzeit gehört zum festen Wortschatz der Gruppe. Die Diskussion, ob man Kartoffelpuffer nun eher süß oder salzig isst, ist noch nicht beendet, aber jetzt müssen erst einmal die Vorbereitungen für die Premiere getroffen werden. Familien und Freunde aus allen drei Ländern werden kommen, um das Werk der Jugendlichen zu feiern.